Haarausfall: Ein natürliches Phänomen mit beeinflussenden Faktoren
Haarausfall ist ein normaler Vorgang, aber bestimmte Faktoren können einen übermäßigen Verlust begünstigen.
Physiologischer Haarausfall
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Ein durchschnittlicher Verlust von 50–60 Haaren pro Tag gilt als physiologisch.
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Bei Menschen mit dichterem Haarwuchs kann dieser Wert auf bis zu 120 Haare ansteigen.
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Da jedes Haar einen eigenen Lebenszyklus hat, fallen Haare nicht gleichzeitig aus, sondern über den Tag verteilt.
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Diese Asynchronie sorgt für eine konstante Haarmasse ohne Phasen starken Haarausfalls.
Der Haarzyklus
Jedes Haar besteht aus:
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Haarschaft: Der sichtbare, äußere Teil, der aus der Kopfhaut ragt.
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Haarfollikel: Der innere Teil, in dem sich Aktivitäts- und Ruhephasen abwechseln (Haarzyklus).
Der Haarzyklus dauert durchschnittlich 2 bis 7 Jahre und umfasst 3 Hauptphasen:
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Anagenphase (aktive Wachstumsphase):
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Der Follikel ist in voller Aktivität, und das Haarwachstum findet statt.
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Dies ist die längste Phase: 2–4 Jahre bei Männern, 3–7 Jahre bei Frauen.
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Katagenphase (Übergangsphase):
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Die Vitalfunktionen nehmen ab, und das Wachstum stoppt.
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Diese Phase dauert etwa 2-3 Wochen.
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Telogenphase (Ruhephase):
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Die funktionellen Aktivitäten sind eingestellt.
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Das Haar ist im Follikel nur noch schwach verankert.
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Durch leichten Zug (z. B. beim Kämmen oder Waschen) fällt das Haar aus (Exogenphase).
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Diese Phase dauert etwa 3-4 Monate und markiert den Beginn eines neuen Zyklus.
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In der Telogenphase wird die Haarzwiebel nach außen gedrückt und steigt auf, sodass sich das Haar bei der geringsten Beanspruchung löst. Gleichzeitig ist der Haarfollikel bereit für einen neuen Zyklus und die Bildung eines neuen Haares.
Bei gesunder Kopfhaut befinden sich etwa 80–90 % der Haare in der Anagenphase, während sich nur 10–20 % in der Telogenphase befinden. Dies gewährleistet, dass mehr Haare wachsen als ausfallen.
Das Haarwachstum und die Zyklusphasen werden durch ein komplexes Zusammenspiel von Hormonen und anderen Substanzen reguliert. Vereinfacht gesagt, fördern bestimmte physiologische Substanzen die Anagenphase (positive Wirkung), während andere die Telogenphase einleiten (negative Wirkung).
Faktoren, die den Haarzyklus stören
Wenn Faktoren auftreten, die dieses Gleichgewicht stören, wird der natürliche Haarzyklus verändert. Dies führt dazu, dass eine erhebliche Anzahl von Follikeln vorzeitig in die Telogenphase eintritt, was zu starkem Haarausfall führt. Dieser kann sich durch eine Ausdünnung und Sichtbarkeit der Kopfhaut oder einen übermäßigen Haarausfall äußern.
Ursachen für übermäßigen Haarausfall
Die Ursachen für übermäßigen Haarausfall sind vielfältig und können von Person zu Person variieren.
Zu den Hauptursachen zählen:
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Genetische Veranlagung
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Hormonelle Ursachen
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Stress
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Drastische Diäten
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Alkoholmissbrauch
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Langfristige Einnahme bestimmter Medikamente
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Bestimmte Krankheiten (z. B. Schilddrüsenerkrankungen, Anämie)
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Chirurgische Eingriffe
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UV-Strahlung
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Zigarettenrauch
Übermäßiger Haarausfall, der anhält, wird durch zwei Hauptprozesse verursacht:
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Mikroentzündung der Haarfollikel:
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Es liegt keine sichtbare Entzündung vor, aber Entzündungsmediatoren (z. B. Zytokine, Prostaglandine) sind beteiligt.
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Es kommt zu einem Ungleichgewicht zwischen Substanzen mit positiver und negativer Wirkung auf den Haarzyklus.
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Dies führt zu einer Verlangsamung und Verkleinerung der Follikel.
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Oxidativer Stress:
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Ein Ungleichgewicht zwischen antioxidativen Abwehrkräften und einem Überschuss an freien Radikalen entsteht.
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Oxidativer Stress hemmt die Follikelaktivität und stört den Haarwachstumszyklus.
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Erhöhte Reaktion auf Dihydrotestosteron (DHT):
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DHT ist ein Androgenhormon, das im Follikel produziert wird.
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Eine erhöhte Follikelempfindlichkeit gegenüber DHT, auch bei normalen Hormonspiegeln (wie bei Frauen), kann zu Haarausfall führen, da DHT einen negativen Einfluss auf den Haarzyklus hat.
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